Jürgen Böttcher: Wäscherinnen + Martha
Wäscherinnen, DDR 1972, R: Jürgen Böttcher, OmeU, 23 Min, Wäscherinnen DDR 1972, R: Jürgen Böttcher, 23 Min, OmeU
Wahrhaftige, einprägsame Bilder von der harten Arbeit der Mädchen in einer Wäscherei. Dampfschwaden, rotierende, lärmende Trommeln, überlaufendes Wasser und immense Wäscheberge die Arbeit in der Berliner Wäscherei Rewatex gehört nicht zu den Traumberufen. Ganz offen äußern das die Mädchen, die in dem Jugendobjekt zur Textilreinigungsfacharbeiterin ausgebildet werden, oft weil sie nichts anderes gefunden hatten.
Trotzdem streben die Lehrausbilderinnen danach, in ihren Zöglingen Interesse für die Arbeit und sogar Schönheitssinn zu wecken, ein nur im ersten Moment erstaunliches Ziel. Jürgen Böttcher gibt sensibel Einblick in eine unbekannte Welt, nicht nur in den Kräfte zehrenden Arbeitsalltag einer Wäscherei. Als die Mädchen über die Liebe und den Traummann sprechen, flackern ihr Selbstbewusstsein und der Glanz ihrer Jugend auf.
Durch Böttchers Film bekommt der Zuschauer Zugang zu einer fremden Welt, die er sonst nur von außen kennt. Nun ist er mitten im Alltag einer Wäscherei, mitten unter den arbeitenden Mädchen.
Und merkt, wie vertraut ihm das Fremde ist. Da zeigt einer, wie genau man hinschauen muss, wie einfach es ist, Schönheit in den Gesichtern, in den Gesten, den Körpern, den profanen Vorgängen zu erkennen. (Helke Misselwitz, 1991)
Martha, DDR 1978, R: Jürgen Böttcher, OmeU, 56 Min, Eintritt kostenlos admission free
Martha ist 68 Jahre alt und arbeitet noch immer auf dem Bau. Böttcher zeigt ihre letzten Arbeitstage auf der Baustelle, wo sie Schutt sortiert. In langen ruhigen Einstellungen zeigt er die tägliche Arbeit der Berlinerin, die Schuttberge in winterlicher Landschaft, das endlos laufende Band, an dem sie den ankommenden Schutt sortiert, frierend, geduldig.
Ungeschönt ist die Atmosphäre der Baubude: Martha im Umgang mit den jungen Kollegen, rauh sind die, fast rücksichtlos, mit einer nur schwer erschließenden Freundlichkeit. Nach ihrer Abschiedslage, als sie allein in der Baubude zurückbleibt, erzählt sie von ihrem Leben, vom zerbombten Berlin, von den tapferen Kindern, von ihrer Arbeit als Trümmerfrau.